Projekt
"Zur Materialität von Flucht und Migration" ist ein Forschungsprojekt, das die Beziehung von Menschen und Dingen im Rahmen von Flucht und Migration untersucht. Dabei nehmen wir die Vielschichtigkeit dieser Beziehungen in den Blick: die mit Gegenständen verbundenen Zukunftserwartungen, die von Dingen ausgelösten Emotionen und die vielfältigen Interpretationen von Objekten. Diese Webseite dokumentiert fortlaufend unseren Forschungsprozess. Sie dient uns als Forschungslabor und gibt Leser*innen über das Open Archive die Möglichkeit, mit eigenen Beiträgen am Forschungsprozess zu partizipieren.
„Zur Materialität von Flucht und Migration“ wird von drei Verbundpartnern getragen: dem Institut für Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen, dem Museum Friedland und dem Berliner Ausstellungsbüro Die Exponauten. Ausstellungen et cetera. Von September 2018 bis Juli 2021 erarbeiten die drei Partner-Institutionen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, unterschiedliche Perspektiven auf spezifische Mensch-Ding-Beziehungen im Rahmen von Flucht- und Migrationsprozessen.
Ausgangspunkt ist eine ethnographische Feldforschung, die im niedersächsischen Grenzdurchgangslager (GDL) Friedland, einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, Spätaussiedler*innen und jüdische Zugewanderte, beginnt. Darauf aufbauend folgen wir Menschen, Dingen und Diskursen im Sinne einer multilokalen Feldforschung an andere Orte und untersuchen so den Prozess ihres Weiterreisens und Ankommens. Die Forschung dehnt sich auf das angrenzende Museum Friedland aus, das die Geschichte und Gegenwart des GDL anhand von Gegenständen sammelt, ausstellt und vermittelt. Die Forschung untersucht den Stellenwert von Dingen, die mit diesen Dingen verknüpften Zukunftserwartungen der Bewohner*innen des GDL sowie Perspektiven der lokalen Bevölkerung auf das GDL und die Themen Flucht und Migration.
Die vom Ausstellungsbüro Die Exponauten konzipierte Web-Plattform präsentiert die Forschungsergebnisse fortlaufend und ist selbst Forschungslabor. Neben den Ergebnissen der Feldforschung des Instituts für Ethnologie bringen auch das Museum Friedland und Die Exponauten Objekte, Beobachtungen und Inhalte ein, die die vielschichtigen Bedeutungen und Beziehungen von Dingen sowie die damit verbundenen Affekte und Emotionen darstellen.
Ziel des Projekts ist es, im Laufe von drei Jahren eine interaktive Ausstellung zu konzipieren, die selbst Forschungsprozess ist und – bezogen auf die Materialität von Flucht und Migration – neue Konstellationen und Sichtweisen erprobt und diese in das Forschungsprojekt einspeist. In einem kollaborativen Prozess werden dabei verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen (Bewohner*innen des GDL, Lokalbevölkerung, im Kontext der Migration tätige zivilgesellschaftliche Akteur*innen u. a.) beteiligt.
Website
Auf der Website materialitaet-migration.de bündeln sich erste Skizzen, Gedanken, Feldnotizen sowie Zwischen- und Endergebnisse eines multidirektionalen Forschungsprozesses. Die Grundüberlegung ist, das Forschungsprojekt offen zu gestalten und die spezifischen Kompetenzen aller drei Verbundpartner sichtbar einfließen zu lassen.
Die Website ist mehr als eine reine Informationsseite über das Projekt, sie bildet es in seiner Prozesshaftigkeit ab und soll Forschenden und interessierten Web-Usern gleichermaßen die Möglichkeit bieten, die hier angelegte Datenbank zur Vertiefung zu nutzen. Über gezielt getaggte Inhalte können, grafisch dargestellt, neue Sichtweisen, Verflechtungen, Beziehungen und Überlagerungen zutage treten, die die kontinuierlich eingepflegten Inhalte zu wertvollen Wegweisern im Forschungsprozess machen.
Darüber hinaus bietet die Website die Möglichkeit, weiteren Stimmen und Perspektiven einen Raum zu geben und das Projekt mit zu prägen: der kollaborative Aspekt, sich über das Open Archive oder die Social Media-Kanäle einzubringen, ist zentraler Bestandteil. Er soll das Forschungsvorhaben einerseits unterstützen, andererseits einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen und aufzeigen, dass Forschung im besten Falle immer kollaborativ ist.
Open Archive
Flucht und Migration sind allgegenwärtige, zum Teil heftig umkämpfte Phänomene der Gegenwart, was insbesondere die (mediale) Präsenz dieser Themen deutlich macht. Viele Stimmen bleiben jedoch ungehört. Deshalb sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen!
Mit dieser Webseite möchten wir die Bedeutungen und Vielfalt der Dynamik(en) von Flucht und Migration auf eine Weise dokumentieren und untersuchen, die der Komplexität des Themas gerecht wird. Senden Sie uns Ihre Objektfotos und -geschichten, die die vielschichtigen Beziehungen, die sich im Kontext von Migration zwischen Objekten und Menschen entspannen, dokumentieren. So kann eine umfassende Datenbank entstehen, die über die universitäre Forschung hinausgeht.
Über Ihre Materialien, Ideen und Geschichten freuen wir uns: matmig@sowi.uni-goettingen.de. Auch bei Fragen können Sie uns gerne kontaktieren.
Team

Ausstellungsmacher, Die Exponauten. Ausstellungen et cetera, Berlin. Verantwortlich für die inhaltliche Konzeption von Website und Ausstellung. Mehr...
Ich bin gespannt darauf, wohin die Dinge uns führen – zu welchen Orten, Menschen, Fragen, Erkenntnissen. Diese offene, forschende Herangehensweise dann temporär zu bündeln und sichtbar zu machen, im Netz wie in einer Ausstellung, das ist eine schöne Aufgabe. Hoffentlich klappt’s!

Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Ethnologie der Universität Göttingen. Mehr...
Als humanitäre Helferin für die ausgegrenzten Migranten und Flüchtlinge im Iran möchte ich diese Forschungsplattform nutzen, um die Stimme der Ungehörten zu sein, indem ich über materielle Objekte nachdenke, die Träger von Emotionen und manchmal von unterdrückten Gefühlen und Geheimnissen von Menschen auf der Flucht sind.

Ethnologe und Religionswissenschaftler. Seit Oktober 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. Mehr...
Über die Materialität von Migration nachzudenken zwingt, sich mit wichtigen Dingen auseinander zu setzen, die wissenschaftlich allzu oft übersehen werden. Das interessiert mich.

Wissenschaftlich-koordinatorische Mitarbeiterin, Die Exponauten. Ausstellungen et cetera. Zuständig für die inhaltliche Konzeption der Website an der Schnittstelle von Forschung und Gestaltung und für Social Media. Mehr...
Mich interessiert vor allem, wie ein ethnologisches Forschungsprojekt Sichtbarkeit erlangen kann. Wissenschaft, Kommunikation, Gestaltung und Marketing gehen in dem Projekt neue, spannende Beziehungen ein.

Wissenschaftliche Koordinatorin des Verbundprojekts und Migrationsforscherin. Mehr...
Dinge können Verbindungen herstellen – zwischen Menschen, zu Orten, zu Vergangenheit und Zukunft. Allerdings entfalten materielle Objekte genauso eine trennende Wirkung in Form von Mauern, Zäunen oder Dokumenten, die festlegen (sollen), wohin Menschen gehören und wohin nicht. Mich interessiert diese ambivalente Rolle von Dingen im Kontext von Migration.

Historikerin, im Museum Friedland zuständig für Kommunikation, Marketing und Veranstaltungen. Mehr...
Ich finde die Verknüpfung der unterschiedlichen Blickwinkel im Projekt eine spannende Herausforderung. Wie können Ethnolog*innen zu den Dingen der Migration forschen? Wie stellt ein Museum diese Dinge aus? Und wie kann eine digitale Plattform alle diese Zusammenhänge vermitteln? Mit dem Projekt probieren wir eine innovative Art von Forschung und Wissenschafts-kommunikation aus, die interessante Verknüpfungen und frische Perspektiven verspricht.

Mitarbeiterin Bildung und Vermittlung im Museum Friedland. Mehr...
Ich möchte das entdecken, was Personen so unterschiedlich macht. Ich möchte die Unvollkommenheit feiern, die uns erst Menschlichkeit verleiht. Teil eines Neubeginns von Ankommenden zu sein ermöglicht es mir, mich menschlich zu fühlen.

Projektleiterin, Professorin für Ethnologie an der Universität Göttingen. Leitung des Forschungsteams. Mehr...
Über Materialität von Migration zu forschen ist eine Herausforderung, die am besten bewältigt wird, wenn man der Devise von Francis Picabia folgt: 'Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann'.

Wissenschaftlicher Volontär, Die Exponauten. Ausstellungen et cetera. Zuständig für die Website an der Schnittstelle von Forschung und Gestaltung und für Social Media. Mehr...

Studentische Mitarbeiterin am Ethnologischen Institut der Universität Göttingen. Mehr...

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, zuständig für ethnografische Forschung und die Koordination des Projektes. Mehr...
Mich interessieren die sozialen und transkulturellen Verhältnisse, Orientierungen, Wahrnehmungen, Aneignungen und Übersetzungen, die zwischen Dingen zu Tage treten, nicht so sehr die Dinge ‚an sich‘.
Ehemalige

Studentische Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie der Universität Göttingen.
Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Eine oft spaßige und spannende Frage; interessant sind nicht die Dinge selbst, sondern was sie uns über die Befragten verraten. Wie viel mehr erfahren wir über einen Menschen, wenn die Frage Realität wird und, wie auf der Insel, am Ziel das Unbekannte wartet? Diese Objekte haben das Potenzial, Phänomene sichtbar zu machen, die sonst kaum greifbar sind.

Ethnologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt bis August 2019
Mich beschäftigt die Frage, welche Bedeutung Dinge für Menschen haben, die alles verloren haben und die sich – teilweise über Jahre und auf verschiedenen Stationen – im Übergang einrichten müssen. Welche Dinge sind wichtig, welche unwichtig und wie verändert sich ggf. die Bedeutung von Dingen?

Studentische Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie der Universität Göttingen.
Objekte sind vielschichtig: Durch sie verorten sich Menschen neu in einer Gesellschaft und halten gleichzeitig den Bezug zu Erlebtem aufrecht. Durch Objekte zeigen sich Emotionen, Erwartungen, Hoffnungen: Es interessiert mich daher besonders, welchen Platz diese Objekte in den unterschiedlichsten Lebenswelten von Menschen einnehmen.

Museum Professional
Das kulturelle Erbe zu bewahren, zu erforschen und zu vermitteln sind die Aufgaben eines Museums. Die Materialität der Flucht in diesem Zusammenhang eine bedeutsame Facette dar und das Projekt ermöglicht einen diskursiven Blick auf sich wandelnde Zuschreibungen und Bezüge im Bereich des kulturellen Erbes der Migration.

Journalistin
Als Journalistin fasziniert mich, wie unterschiedlich Menschen Geschichten über Flucht und Migration erzählen – anhand eines Wohnungsschlüssels oder eines Fotos von einem Freund. Manche erzählen auch Geschichten von Dingen, die sie nicht mehr haben.

Ethnologin und wissenschaftliche Koordinatorin des Verbundprojekts. Mehr...

Studentische Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie der Universität Göttingen. Mehr...
Ich finde es wichtig und spannend, sich klar zu machen, dass so unscheinbare Objekte wie ein Handy oder ein Foto eine so große Bedeutung für einen Menschen haben können - gerade im so liminalen Kontext von Flucht und Migration.